Kupferverarbeitende Industrie unter Druck

Institut der deutschen Wirtschaft warnt vor Abwanderung aufgrund negativer Konjunkturerwartung.

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Die hohen Energiepreise sind für die Kupferindustrie weiterhin eine hohe Belastung. (Bildnachweis: Kupferverband / Shutterstock)

„Jetzt haben wir es wiederum schwarz auf weiß“, kommentiert Rolf Werner, Vorstandsvorsitzender des Kupferverband e.V., den neuesten Kurzbericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW; IW-Kurzbericht Nr. 76/2023, Anhaltende Schwächung energieintensiver Branchen, H. Bardt/D. Bakalis, 16.10.2023). „Die Auftrags- und Produktionsrückgänge der Kupferindustrie sind symptomatisch für einen stetigen Industrieabbau, der insbesondere die energieintensiven Branchen in Deutschland trifft.“ Gepaart mit den umfangreichen Transformationsanforderungen führen die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die heimische Kupferindustrie zu negativem Wachstum.

Die Klimaschutzziele Deutschlands implizieren hohe Transformationsanforderungen für die Industrie. Die energieintensiven Branchen spielen dabei eine Schlüsselrolle, verzeichnen jedoch seit 2001 einen kontinuierlichen Rückgang ihres Kapitalstocks, so die Autoren des Kurzberichts. Insgesamt sei dieser von der Jahrtausendwende bis ins Jahr 2021 um rund ein Fünftel geschrumpft. Während die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise Deutschlands die energieintensiven Branchen auch schon vor der Energiekrise 2022 stark belastet haben, lassen die Entwicklungen der letzten beiden Jahre nun auch weitere Abnahmen des Kapitalstocks erwarten, heißt es bei den IW-Experten.

Verzerrter Wettbewerb

„Die Energiepreise sind für unsere Branche weiterhin eine erhebliche Belastung. Das Konglomerat aus hierzulande hohen Kosten für Energie, hohen Lohnnebenkosten, überbordende Bürokratie im Inland und genau das Gegenteil im Ausland, wenig bürokratische, unternehmensfreundliche Anreizprogramme wie die US Inflation Act, beeinflussen Investitionsentscheidungen sehr deutlich“, führt Werner weiter aus. „Das alles führt einerseits zu einer Wettbewerbsverzerrung auf den internationalen Märkten und trägt andererseits auch zur laufenden Deindustrialisierung vor Ort bei.“ Die IW-Studie führt die hohen Energiekosten ebenfalls als Einflussfaktor für Investitionsentscheidungen an und geht sogar soweit, zu prognostizieren, das ganze Wertschöpfungsketten geschwächt werden können, wenn sich die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft nicht ändern und Unternehmen gezwungenermaßen ins Ausland abwandern müssen. „Eine Abwanderung der Industrie ins Ausland könnte zudem die angestrebte Dekarbonisierung gefährden, da gerade Kupferwerkstoffe einen erhebliche Anteil an den dafür notwendigen erneuerbaren Energien ausmachen“, ergänzt Michael Sander, Geschäftsführer des Kupferverbandes.

Eine aktuelle Konjunkturbefragung in der Kupferindustrie zeigt schon jetzt einen alarmierenden Zustand: der Auftragsmangel, der sich auch aus der gesamtwirtschaftlichen Situation der Abnehmerbranchen ergibt, sowie Investitionshemmnisse führen zusammen mit den fehlenden Perspektiven zu einer großen Unsicherheit in der Branche. Rund 36 Prozent der befragten Unternehmen sind zurzeit in Kurzarbeit, neun Prozent rechnen damit in den nächsten drei Monaten.

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